2017 wurde das erste interstellare Objekt beim Durchqueren unseres Sonnensystems gesichtet. Das geheimnisvolle, an einen zigarrenförmigen Felsen erinnernde Objekt namens OUMUAMUA bewegte sich mit ungewöhnlich hoher Geschwindigkeit und entgegen physikalischen Gesetzmäßigkeiten, sodass Wissenschaftler um Avi Loeb, dem Direktor des Institutes for Theory & Computation an der Harvard University, in OUMUAMUA den Beweis für außerirdisches Leben sahen. OUMUAMUA sei eine Sonde, in unser Sonnensystem eingedrungen, um Daten zu sammeln. Doch was galt es zu sammeln?Nach welchen Kriterien blicken fremde Intelligenzen auf unser Sonnensystem, auf dieErde, auf die Menschen? Dieses Gedankenexperiment greift die Marc Sinan Company in ihrem Projekt OUMUAMUA auf und entwickelt mit der postanthropozentrischen Klangskulptur einen transkulturellen Gegenentwurf zur kolonialen und anthropozentrischen Weltsicht. Die Besonderheit liegtin der völligen Neutralität, durch die OUMUAMUA die Welt und akustischen Phänomenebetrachtet: Ob das Bellen eines Hundes, eine Symphonie von Beethoven, Straßenlärm oder das Rauschen von Blättern im Wind, alles scheint für OUMUAMUA gleich viel wert. Die interaktive Skulptur nimmt alle Geräusche in ihrer Umgebung auf und vernichtet Hierarchien, in dem sie einen Klangkosmos kreiert, der allen Input gleich berechtigt wiedergibt. Denn nur die Auflösung menschlicher Kategorien erlaubt uns philosophische und ethnische Fragen wertfrei zu beantworten, ohne das Fremde/Andere auszugrenzen.
Marc Sinan ist Komponist und Gitarrist. Er lebt und arbeitet in Berlin und veröffentlicht die Aufnahmen seiner Werke bei ECM Records. Seine meist abendfüllenden Werke greifen aktuelle gesellschaftspolitische Fragen und waren bereits bei diversen Institutionen und Festivals zu gast. In seiner Arbeit erprobt er neue Wege der Kollaboration zwischen Künstler:innen im transkulturellen und transmedialen Kontext.