HASRETİM – Eine anatolische Reise

HASRETİM (»Meine Sehnsucht«) ist eine musikalische Suche nach kultureller Identität.

2010 begab sich der Gitarrist und Komponist Marc Sinan auf eine ungewöhnliche Reise. Die Route führte vom Schwarzen Meer, der Heimat seiner Großeltern, bis an die Grenze Armeniens.

Über Wochen finden und filmen er und seine Mitreisenden traditionelle Musiker:innen, versuchen ihre Kunst zu durchdringen und finden vielleicht letzte musikalische Dokumente einer anderen Gegenwart. Wie überall ist die traditionelle Musik auch hier eine sterbende Kunst. Die Tradition der mündlichen Überlieferung reißt ab. Die ehemaligen Asiklar Kahvesis, Clubs der »Singer-Songwriter«, sind heute einfache Teehäuser. Nur selten trifft man auf junge Musiker:innen wie den Kemençespieler Mesut Kurt aus Trabzon oder die Sängerin Asiye Göl aus Ordu. Die wenigsten von ihnen bestreiten mit der Musik ihren Lebensunterhalt, doch spielen sie mit großer Leichtigkeit und Virtuosität. Ihre Musik zeugt von Rastlosigkeit und Temperament und trägt in ihrer Vielfalt die Spuren des kulturellen und ethnischen Reichtums Anatoliens. In HASRETİM begegnen die musikalischen Fundstücke und Videoaufzeichnungen der Reise Marc Sinans eigener zeitgenössischer Musik.

Die Wiederaufnahme zehn Jahre nach der Uraufführung ist in Zeiten sich zuspitzender geopolitscher Krisen und Kriege in der Region zwingend. Mehr noch als 2010 stehen ethnische Minderheiten und oppositionelle Kräfte in der Türkei unter Druck. HASRETİM bleibt ein wichtiges künstlerisches Plädoyer für die Stärke kultureller Vielfalt und die verbindende Kraft von Musik und Kunst.

Die Neubearbeitung von HASRETİM erfolgt für ein internationales Ensemble aus acht Musiker:innen. Ausgezeichnet mit dem Sonderpreis »Welthorizont« der deutschen UNESCO-Kommission im Jahr 2011.

Eine Veranstaltung im Rahmen des Festivals „Studio Bosporus“ in Kooperation mit der SPREEHALLE Berlin