SWARMS

Mit Iva Bittová und der Marc Sinan Company und Kompositionen von Andrea Molino SWARM und Oğuz Büyükberber DISTAL. Mit einer Videoinstallation von Mirko Borscht. Anschließend Ambient/Noise DJ-Set von JakoJako

Das dreiteilige Programm lotet die klanglichen Möglichkeiten des TRANSFORMATORS aus – einem speziell für die Spreehalle von dem Komponisten Marc Sinan mit dem Ambisonic- und Wellenfeldsynthese-Spezialisten Johannes Scherzer von Taucher Sound entwickeltes Instrument. Im Gegensatz zur klassischen Ambisonic-Anlage kombinieren sie historischen Lautsprecher mit starken akustischen Einfärbungen und Nahfeldmonitore, die ein gezielt heterogenes und doch das Publikum umschließendes Klangbild erzeugen. Die Installation geht über die Halle hinaus und verläuft sich im unmittelbaren Umfeld der Halle, auf Europas größten Industriedenkmal, dem ehemaligen Gelände der AEG in Oberschöneweide.

Iva Bittová, Andrea Molino und Oğuz Büyükberber kooperieren alle seit vielen Jahren mit der Marc Sinan Company. Die künstlerische Freundschaft mit dem Komponisten und Dirigenten Andrea Molino etwa begann 2010 mit dem von der UNESCO ausgezeichneten HASRETIM (2011). Sein Stück SWARM für Marc Sinan (Gitarre) und Zuspielband wird nun in der SPREEHALLE uraufgeführt.

Mit Hilfe des TRANSFORMATORS erklingen sechzehn vorproduzierte Gitarrenstimmen von unterschiedlichsten Stellen im Raum aus vom Band. Sie setzen nicht zusammen ein, sondern unabhängig voneinander. Erst kurz bevor der/die Solist*in auftritt, versammelt sich der „Schwarm“ unisono. Das ist das Signal zum Auftritt des Solisten.

SWARM von Andrea Molino ist die Fortsetzung eines Gedankens von Steve Reich von 1987: ELECTRIC COUNTERPOINT für 16 Gitarren ist ein Meilenstein der Gitarrenliteratur. Andrea Molino begreift die gleiche Möglichkeit der 16 „Spuren“ aus einem gänzlich anderen Blickwinkel. Ihm geht es um das soziologische Bild. Die Gleichzeitigkeit einer ähnlichen Form, die aber nicht vollständig synchronisiert ein organisches Flirren erzeugt. Gleich einem Schwarm von Vögeln oder Heringen, tanzenden Schneeflocken oder – um beim akustischen Phänomen zu bleiben – beim Gesang Tausender Fußballfans im Stadion und dem Zwitschern eines Vogelschwarms. Somit gesellt er sich zu Reich mit der grundsätzlich entgegengesetzten Form, die ein anderes und doch ähnlich aufregendes Resultat verspricht.

„Schon als Kind fühlte ich mich von komplexen, kollektiven Geräuschen angezogen: Das Zwitschern von Vögeln, die gemeinschaftlichen Gesänge im Fußballstadion oder bei Demonstrationen, Regentropfen auf einem Blechdach… (…) Ein weiterer faszinierender Aspekt ist die Tatsache, wie kollektive Geräusche sich aus logistischen Gründen im Raum verbreiten.“ Andrea Molino (freie Übersetzung seines Blogeintrags bei der Plattenfirma RAI COM.

Oğuz Büyükberber Stück DISTAL nimmt das Vogelmotiv auf und kontempliert über den Gesang verschiedener, ausgestorbener Vogelarten.

Auch Ivá Bittova hat bereits bei „I EXIST – nach Rajasthan“ und weiteren Projekten mit der Marc Sinan Company konzertiert. An der Grenze vom Jazz zur Neuen Musik, mährischer Folklore und klassischem Songwriting hat sie mit ihrer Stimme und Violine ganz eigene Ausdrucksmöglichkeiten entwickelt. Ihre hervorstechendste Eigenschaft ist eine tiefe Spiritualität, die ihre Musik durchdringt. Ihr Zusammenspiel mit der ausgefeilten Technologie des TRANSFORMATORS ist eine außergewöhnliche Versuchsanordnung, in der Bittova selbst zurTransformatorin/Übersetzerin/Erzählerin von Energie in TonKlangSprache wird.

Anschließend Ambient/Noise DJ-Set von JakoJako.